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Warum habe ich gegenüber meinen Eltern immer wieder so ein schlechtes Gewissen?

Veröffentlicht am
28.1.2024
Eltern Schlechtes Gewissen Mutter Vater

Von Schuldgefühlen zu Selbstakzeptanz: Strategien für eine gesunde Beziehung zu den Eltern

Das Leben vieler Eltern ist und oder war geprägt von Unsicherheit, Stress und dem tiefen Wunsch nach Anerkennung. Sie sind letztlich selbst die Kinder ihrer eigenen Eltern, darunter auch Menschen wie meine Grosseltern, die in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit geboren wurden. In jenen Zeiten wurden Kinder oft als zusätzliche Arbeitskraft betrachtet, was angesichts der damaligen Umstände nicht wirklich ungewöhnlich war.

Diese spezielle Eltern-Kind-Beziehung muss zwar nicht zwangsläufig negative Auswirkungen haben, kann jedoch das Selbstbewusstsein und den Selbstwert eines Kindes erheblich beeinflussen. Viele Eltern bemühen sich wirklich, die Erziehung ihrer Kinder besser zu gestalten als die, die sie selbst erfahren haben. Obwohl dies oft gelingt, kann es für die Kinder möglicherweise noch immer weit entfernt von ideal oder liebevoll sein.

Ein Satz, den ich von meinen Eltern oft gehört habe, lautete: "Wir hatten es auch nicht besser." Ob sie mir damit ihre Liebe zum Ausdruck bringen wollten? Wohl eher nicht. Trotz aller Anstrengungen kann sich ein Kind manchmal ungeliebt, unsichtbar oder ungeschützt fühlen. Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist entscheidend für die emotionale Entwicklung und das Wohlbefinden eines Menschen.

Doch was passiert, wenn Eltern ihren Kindern wenig bis keine Liebe, Fürsorge oder echte Zuneigung zeigen? In solchen Fällen können verschiedene emotionale Reaktionen auftreten, einschliesslich eines schlechten Gewissens gegenüber genau diesen Eltern. Kinder können sich sogar schuldig fühlen, selbst wenn sie eine negative Behandlung oder wenig unterstützende Erziehung erfahren haben.

Das schlechte Gewissen gegenüber seinen Eltern

Mögliche Gründe, warum Kinder trotz negativer Erlebnisse ein schlechtes Gewissen entwickeln können, sind vielfältig. Hier sind einige mögliche Erklärungen:

  1. Bindung und Abhängigkeit: Kinder sind von Natur aus auf die Liebe und Fürsorge ihrer Eltern angewiesen. Es fällt ihnen schwer, die grundlegende Bindung zu lösen, selbst wenn die Eltern sie schlecht behandeln.
  2. Internalisierung von Schuld und Verantwortung: Kinder neigen dazu, die Schuld für das Verhalten ihrer Eltern auf sich zu nehmen. Sie glauben möglicherweise, selbst schuld zu sein oder nicht genug getan zu haben, um Liebe oder Anerkennung zu verdienen.
  3. Soziale Normen und kulturelle Einflüsse: Kinder internalisieren gesellschaftliche Normen, die Respekt und Loyalität gegenüber den Eltern betonen. Der daraus resultierende innere Konflikt aufgrund kultureller Einflüsse kann zu einem schlechten Gewissen führen.
  4. Fehlende Alternative und Abhängigkeit: Kinder entwickeln möglicherweise ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich in einer Situation ohne alternative Bezugspersonen befinden und sich stark von den Eltern abhängig fühlen, ohne andere Unterstützungsoptionen zu sehen.
  5. Selbstwertgefühl und Selbstkonzept: Kinder, deren Selbstwertgefühl stark von der Meinung ihrer Eltern abhängt, empfinden ein schlechtes Gewissen, wenn sie den Erwartungen nicht gerecht werden. Ängste vor Ablehnung oder Enttäuschung können zu einem schlechten Gewissen führen.
  6. Manipulation und emotionale Erpressung: Kinder können Schuldgefühle entwickeln, wenn sie das Gefühl haben, den Erwartungen ihrer Eltern nicht zu genügen. In einigen Fällen wird möglicherweise emotionale Erpressung durch die Eltern angewendet.
  7. Mangelnde emotionale Unterstützung: Ein Mangel an emotionaler Unterstützung kann bei Kindern zu einem schlechten Gewissen führen. Das Gefühl der Ungeachtetheit aufgrund fehlender emotionaler Verbundenheit kann diese Schuldgefühle verstärken.
  8. Glaube an die Veränderbarkeit der Eltern: Kinder hegen möglicherweise die Hoffnung, dass sich ihre Eltern ändern werden. Wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden, kann dies zu Schuldgefühlen führen, da Kinder denken, dass sie mehr tun könnten, um ihre Eltern zu beeinflussen oder zu verbessern.

Was ist es bei dir? Und was kannst du tun? 

Tipps zur Überwindung des schlechten Gewissens gegenüber den Eltern

Wenn du unter einem schlechten Gewissen aufgrund der negativen Behandlung deiner Eltern leidest, gibt es verschiedene Schritte, die du unternehmen kannst, um damit umzugehen und dich von diesen belastenden Gefühlen zu befreien. Hier sind einige praktische Tipps:

  1. Selbstreflexion: Nimm dir Zeit, um über deine eigenen Bedürfnisse, Gefühle und die Beziehung zu deinen Eltern nachzudenken. Verstehe, dass du nicht für die schlechte Behandlung verantwortlich bist und dass es in Ordnung ist, Grenzen zu setzen, um dich selbst zu schützen.
  2. Suche Unterstützung: Suche nach Unterstützung bei Freunden, anderen Familienmitgliedern oder professionellen Therapeuten. Das Teilen deiner Erfahrungen und das Erhalten von Unterstützung können dir helfen, das schlechte Gewissen zu verarbeiten und Wege zur Bewältigung zu finden.
  3. Selbstfürsorge praktizieren: Widme dich deinem eigenen Wohlbefinden und deinen eigenen Bedürfnissen. Pflege positive Beziehungen, finde Wege, um dein Selbstwertgefühl und deine Selbstliebe aufzubauen, und integriere Selbstfürsorge in deinen Alltag.
  4. Setze klare Grenzen: Schütze deine eigenen Bedürfnisse und Gefühle, indem du klare Grenzen in der Beziehung zu deinen Eltern setzt. Distanziere dich von negativen Interaktionen oder schädlichem Verhalten, das dir schaden könnte.
  5. Akzeptiere die Verantwortung für dein Glück: Realisiere, dass du nicht für das Glück und das Wohlbefinden deiner Eltern verantwortlich bist. Jeder trägt die Verantwortung für sein eigenes Glück, und es ist wichtig, deine eigenen Lebensentscheidungen zu treffen.
  6. Fokus auf persönliches Wachstum: Konzentriere dich darauf, persönlich zu wachsen und dich als eigenständige Person zu entwickeln. Baue deine eigenen Interessen und Talente aus, um ein erfülltes Leben unabhängig von der Beziehung zu deinen Eltern zu führen.
  7. Vergebung (falls möglich): Erwäge, deinen Eltern zu vergeben, nicht weil ihr Verhalten gerechtfertigt ist, sondern um dich selbst von der Last des Grolls zu befreien. Dies kann ein schrittweiser Prozess sein.
  8. Suche nach positiven Vorbildern: Finde positive Vorbilder und Mentoren ausserhalb der Familie, um unterstützende Beziehungen aufzubauen und alternative Quellen für emotionale Unterstützung zu finden.
  9. Entwickle (neue) Kommunikationsfähigkeiten: Lerne effektive Kommunikationsfähigkeiten, um deine Bedürfnisse und Gefühle klar auszudrücken. Dies kann helfen, Missverständnisse zu reduzieren und zu einer gesünderen Interaktion beizutragen.
  10. Reflektiere über Elternschaft: Überlege, wie du selbst in Zukunft als Elternteil sein möchtest. Nutze diese Reflexion, um gesunde Beziehungen zu deinen eigenen Kindern aufzubauen.
  11. Aktive Selbstakzeptanz üben: Arbeite daran, dich selbst zu akzeptieren und liebevoll mit dir selbst umzugehen. Vermeide selbstkritische Gedanken und erkenne an, dass du wertvoll bist.
  12. Finde emotionale Entlastung: Suche nach gesunden Möglichkeiten, emotionale Entlastung zu finden, sei es durch Kunst, Sport, Meditation oder andere Aktivitäten, die dir Freude bereiten.

Warum fühlst du dich schlecht und energielos nach dem Besuch deiner Eltern?

Es ist nicht ungewöhnlich, dass man sich nach dem Besuch der Eltern schlecht und energielos fühlt, insbesondere wenn die Beziehung zu ihnen schwierig ist. Hier sind einige mögliche Gründe dafür:

  1. Emotionale Belastung: Wenn du eine schwierige Beziehung zu deinen Eltern hast, kann der Kontakt mit ihnen emotional belastend sein. Negative Interaktionen, mangelnde Unterstützung oder das Fehlen von Liebe und Fürsorge können dich erschöpfen und deine Stimmung beeinflussen.
  2. Toxische Dynamik: Wenn die Beziehung zu deinen Eltern toxisch ist, können sie manipulatives Verhalten, Kritik, Schuldzuweisungen oder andere negative Verhaltensweisen zeigen. Solche Dynamiken können dich emotional belasten und dich nach dem Kontakt mit ihnen erschöpft und niedergeschlagen fühlen lassen.
  3. Unbewusste Muster und Erwartungen: Als Kinder haben wir bestimmte Erwartungen an unsere Eltern, die wir oft unbewusst beibehalten, auch im Erwachsenenalter. Wenn diese Erwartungen enttäuscht werden, kann dies zu Frustration, Enttäuschung und Energielosigkeit führen.
  4. Konflikte mit eigenen Werten und Bedürfnissen: Wenn deine Eltern dich nicht so behandeln, wie du es dir wünschst oder dich nicht unterstützen, steht dies im Widerspruch zu deinen eigenen Werten und Bedürfnissen. Dieser Konflikt kann zu emotionaler Belastung und Erschöpfung führen.

Schritte zur Bewältigung dieser Gefühle

Wenn du dich schlecht und energielos fühlst nach dem Besuch deiner Eltern, ist es wichtig, dass du dich um dich selbst kümmerst und Wege findest, um mit diesen Gefühlen umzugehen.
Aber etwas vom wichtigsten ist: Schütze deine eigenen Bedürfnisse und Gefühle, indem du klare Grenzen in der Beziehung zu deinen Eltern setzt. Lerne, "Nein" zu sagen und dich von negativen Interaktionen oder schädlichem Verhalten zu distanzieren.

Wege zu einer erwachseneren Kommunikation mit den Eltern

Wenn du möchtest, dass deine Kommunikation mit deinen Eltern auf einer erwachseneren Ebene stattfindet und du nicht immer in deine Kindrolle fällst, gibt es einige Schritte, die du unternehmen kannst:

  1. Bewusstsein entwickeln: Während du mit deinen Eltern interagierst, sei dir bewusst, wenn du dabei bist, in deine gewohnten Reaktionsmuster als Kind zu verfallen. Achte auf deine eigenen Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen in diesen Momenten. Nicht immer einfach, aber möglich! 
  2. Wie bereits erwähnt: Setze klare Grenzen in deiner Kommunikation und zeige, dass du als Erwachsener wahrgenommen werden möchtest. Äussere deine Meinung, artikuliere deine eigenen Bedürfnisse und verhalte dich respektvoll und selbstbewusst.
  3. Aktives Zuhören und Verständnis: Höre aktiv zu, wenn deine Eltern sprechen, und versuche, ihre Perspektive zu verstehen. Kommuniziere auf Augenhöhe und zeige Empathie und Verständnis für ihre Sichtweise, ohne dabei deine eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu vernachlässigen.
  4. Klare Kommunikation: Drücke dich klar und direkt in deinen Botschaften aus. Vermeide es, passiv-aggressiv zu sein oder zwischen den Zeilen zu sprechen. Kommuniziere respektvoll, aber assertiv, um deine Bedürfnisse und Meinungen zu kommunizieren.
  5. Emotionalen Abstand schaffen: Arbeite daran, einen emotionalen Abstand zu deinen Eltern zu entwickeln, um dich von den gewohnten dynamischen Mustern zu lösen. Schütze dich selbst, wenn sie dich in alte Verhaltensweisen ziehen wollen, und konzentriere dich auf deine eigene emotionale Stabilität.

Wenn du dich trotz guter Vorbereitung in eine kindliche Rolle drängen siehst und das Gefühl hast, gleich die Kontrolle zu verlieren, versuche Folgendes:

  • Tief durchatmen: Atme tief durch die Nase ein und zähle langsam bis fünf. Dann atme langsam durch den Mund aus.
  • In Gedanken zurücktreten: Versuche, einen Schritt zurückzugehen und die Situation von aussen zu betrachten, als wärst du ein neutraler Beobachter.
  • Selbstgespräch führen: Sprich beruhigend mit dir selbst und erinnere dich daran, dass du erwachsen bist und fähig bist, konstruktiv zu kommunizieren.
  • Kurze Zusammenfassung: Fasse kurz zusammen, was du gehört hast, um sicherzustellen, dass Missverständnisse vermieden werden. Dies zeigt auch, dass du aktiv zuhörst.
  • Wasser trinken: Nimm einen Schluck Wasser, um dir Zeit zu geben, nachzudenken und zu verhindern, dass du impulsiv reagierst.
  • Progressive Muskelentspannung: Spanne deine Muskeln für einige Sekunden an und entspanne sie dann langsam. Dies kann helfen, Stress abzubauen und deine Körperwahrnehmung zu verbessern.
  • Visualisierung: Stelle dir eine beruhigende Szene oder einen Ort vor, an dem du dich sicher und entspannt fühlst. Visualisiere diese Umgebung und versuche, dich in sie hineinzuversetzen, um deine innere Ruhe wiederzufinden.
  • Humor verwenden: Verwende Humor, um die Spannung zu lockern und die Situation zu entschärfen. Ein leichter Witz oder eine humorvolle Bemerkung können helfen, eine positive Atmosphäre zu schaffen und Konflikte zu vermeiden. Bitte beachte: Zynismus und/oder Sarkasmus sind hier unangebracht

Noch mehr Tipps erwünscht? Bisschen später in diesem Blog.

Gründe, warum Eltern ihren Kindern manchmal Schuldgefühle machen können

Es gibt verschiedene Gründe, warum oft Eltern (oft Mütter) ihren Kindern manchmal Schuldgefühle machen können. Hier sind einige mögliche Erklärungen:

  1. Manchmal haben Eltern bestimmte Erwartungen oder Vorstellungen davon, wie ihre Kinder sich verhalten sollten. Wenn die Kinder diesen Erwartungen nicht entsprechen oder ihren Erwartungen nicht gerecht werden, können Eltern Schuldgefühle erzeugen, um ihre Kinder dazu zu bringen, sich entsprechend zu verhalten. Dieses Verhalten, haben sie wahrscheinlich von ihren Eltern gelernt.
    z.B. bei schlechte Noten: "Andere Kinder in deinem Alter schaffen das problemlos. Warum schaffst du das nicht? Du bist eine Enttäuschung."

  2. Eltern können ihre eigenen Unsicherheiten oder Ängste auf ihre Kinder übertragen. Indem sie Schuldgefühle erzeugen, versuchen sie möglicherweise, ihre eigenen Unsicherheiten zu kompensieren oder ihre Kinder dazu zu bringen, sich so zu verhalten, wie es ihnen Sicherheit gibt.
    z.B. bei finanzieller Unsicherheit: "Wir können uns das nicht leisten. Du denkst wieder nur an dich selbst! Als wir Kinder waren, hatten wir noch viel weniger!"
  3. Kommunikationsstil: Einige Mütter haben möglicherweise einen Kommunikationsstil, der schuldinduzierend oder manipulativ ist. Sie können ihre Kinder mit Schuldgefühlen überhäufen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen oder um Kontrolle auszuüben.
    z.B. Teilnahme am Familienfest: "Alle sind da, um Zeit miteinander zu verbringen, aber du denkst natürlich nur an dich selbst. Denkst du, du bist etwas besseres?" 
  4. Projektion: Manchmal projizieren Eltern ihre eigenen ungelösten emotionalen Themen und Gefühle auf ihre Kinder. Sie erwarten, dass ihre Kinder ihre emotionalen Bedürfnisse erfüllen und die Gefühle, die sie nicht ausdrücken können, für sie tragen.
    z.B. Eigene Themen mit Anerkennung, Eltern, Liebe: "Ich opfere so viel für dich, und du zeigst keine Dankbarkeit. Du bist egoistisch. Du hast es so gut, wahrscheinlich zu gut!"
  5. Emotionaler Rückhalt: Einige Eltern suchen bei ihren Kindern Trost und emotionalen Rückhalt. Sie erhoffen sich, dass ihre Kinder ihre eigenen negativen Gefühle absorbieren und dadurch ihre eigene emotionale Last verringern.
    Frust der Eltern (Ehe, Arbeit): "Ich währe auch gerne so fröhlich wie du. Warum kannst du nicht mehr Zeit mit mir verbringen? Du bist alles, was ich habe."

Es ist aber auch möglich, dass Kinder das Verhalten ihrer Mütter und Väter falsch interpretieren oder missverstehen. Kinder sind verständlicherweise oft auch empfindlich und können sich leicht verantwortlich fühlen, selbst wenn die Schuldgefühle nicht beabsichtigt sind oder überhaupt nicht angemessen sind. Sie könnten auch aufgrund ihrer eigenen Unsicherheiten oder Ängste die Schuldgefühle überinterpretieren. Bleiben wir also wachsam.

Haben mich meine Eltern überhaupt jemals geliebt oder werden sie mich irgendwann lieben?

Die überwältigende Mehrheit der Eltern empfindet Liebe für ihre Kinder und engagiert sich für ihr Wohlergehen. Allerdings gibt es Ausnahmen, in denen Eltern Schwierigkeiten haben, eine liebevolle Bindung aufzubauen oder ihre Kinder in ungesunden Beziehungen aufwachsen lassen. Es ist entscheidend, die Einzigartigkeit jedes Falls zu berücksichtigen, um zu verstehen, ob Liebe vorhanden ist oder nicht.

Die Erkenntnis, dass die eigenen Eltern einen nicht lieben, kann tiefgreifende emotionale Wunden hinterlassen und das Selbstwertgefühl sowie das Vertrauen in Beziehungen beeinträchtigen. In solchen Momenten ist es wichtig, professionelle Unterstützung in Betracht zu ziehen, um diese Gefühle zu verarbeiten und Strategien für den Umgang mit dieser Herausforderung zu entwickeln.

Eine objektive Liste von Dingen, für die man den Eltern dankbar sein kann, selbst wenn es sich nicht immer so anfühlt, kann helfen, einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Hier sind einige mögliche Aspekte:

  1. Grundbedürfnisse: Wenn deine Eltern dafür gesorgt haben, dass du Essen, Kleidung, ein Zuhause und medizinische Versorgung hattest, sind das wichtige Grundlagen für ein gesundes Leben.
  2. Bildungschancen: Die Bemühungen deiner Eltern, für deine Bildung zu sorgen und Möglichkeiten zu schaffen, sind wertvolle Beiträge, die dir viele Chancen eröffnen können.
  3. Lebenslektionen: Selbst wenn deine Eltern in anderen Bereichen versagt haben, könnten die von ihnen vermittelten Lebenslektionen wertvoll sein und dir ermöglichen, bestimmte Dinge anders zu machen.
  4. Opfer und Bemühungen: Es ist möglich, dass deine Eltern gewisse Opfer gebracht oder sich bemüht haben, auch wenn dies nicht immer offensichtlich war.
  5. Liebe in ihrer Art: Auch wenn die Liebe deiner Eltern nicht immer in der gewünschten Weise gezeigt wurde, könnten subtile Liebesbekundungen vorhanden sein, die es sich lohnt, zu erkennen.

Diese Liste bietet eine Grundlage für die Anerkennung positiver Aspekte, auch wenn die Beziehung zu den Eltern herausfordernd ist. Es ist wichtig, die eigene Geschichte und Erfahrungen zu reflektieren und zu entscheiden, wofür man dankbar sein kann oder nicht.

Authentische Dankbarkeit zu empfinden, fühlt sich mitunter einfach erfüllender an als anhaltender Groll.

Muss ich meine Eltern lieben? 

Es ist natürlich, dass die Beziehung zu den Eltern von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Es ist nicht zwingend erforderlich, dass du deine Eltern bedingungslos oder überhaupt liebst. Liebe ist ein komplexes Gefühl, das auf verschiedenen Faktoren basiert, wie Erfahrungen, Bindung, persönliche Entwicklung und individuelle Beziehungen. Es ist wichtig, ehrlich zu dir selbst zu sein und deine eigenen Gefühle zu respektieren.

Der Vorteil, eine liebevolle Beziehung zu seinen Eltern zu haben, liegt darin, dass eine solche Bindung positive Auswirkungen auf das eigene Wohlbefinden haben kann. Eine gesunde Beziehung zu den Eltern kann ein Gefühl der Unterstützung, Sicherheit und Vertrauen vermitteln. Sie kann auch dazu beitragen, das eigene Selbstwertgefühl zu stärken und ein Gefühl der Verbundenheit zu schaffen. Liebe und Respekt in einer Eltern-Kind-Beziehung können auch die Kommunikation, den Austausch von Erfahrungen und die Fähigkeit zur Konfliktlösung fördern. Jedoch sind nicht alle Eltern an einer liebevollen Beziehung mit ihren Kindern interessiert.

Es ist wichtig anzumerken, dass Liebe keine einseitige Verpflichtung ist und dass es normal ist, dass Beziehungen ihre Höhen und Tiefen haben. Wenn du Schwierigkeiten hast, Liebe für deine Eltern zu empfinden, ist es sinnvoll, deine Gefühle zu erkunden und gegebenenfalls Unterstützung von Freunden, Familienmitgliedern oder einem Therapeuten zu suchen, um dabei zu helfen, die Beziehung zu verstehen und Wege zu finden, mit ihr umzugehen, denn du bist nicht allein mit diesem Thema. Und leider gibt es sehr viele Kinder, die eine extrem lieblose Kindheit erlebt haben - und noch erleben.

Aber es heisst doch: "Ehre deine Eltern"

Meine Grossmutter, die Mutter meines Vaters, betonte immer die Bedeutung, den eigenen Eltern Respekt entgegenzubringen. Allerdings gestaltet sich dies manchmal schwierig, wenn die Eltern einem dies nicht leicht machen.

Wann sollte ich den Kontakt mit meinen Eltern abbrechen? 

Die Entscheidung, den Kontakt zu den Eltern abzubrechen, ist eine äusserst schwierige und persönliche Angelegenheit. Es gibt keine allgemeingültige Antwort, da jede Situation einzigartig ist und von vielen Faktoren abhängt. Hier sind einige Situationen, in denen Menschen oft in Erwägung ziehen, den Kontakt mit ihren Eltern abzubrechen:

  1. Missbrauch oder Gewalt: Wenn physischer, emotionaler oder psychischer Missbrauch vorliegt, kann es notwendig sein, den Kontakt zu beenden, um sich selbst zu schützen und das eigene Wohlbefinden zu bewahren.
  2. Unheilbare Konflikte: Anhaltende und ungelöste Konflikte, die zu einer schädlichen und toxischen Beziehung führen, könnten einen Abbruch des Kontakts in Betracht ziehen lassen.
  3. Suchtprobleme: Wenn die Eltern unter Suchtproblemen leiden und sich weigern, Hilfe anzunehmen, kann dies zu einer belastenden Beziehung führen, die einen Abbruch des Kontakts notwendig macht.
  4. Vernachlässigung: In Fällen von Vernachlässigung, in denen die elterliche Fürsorge und Unterstützung fehlen, kann es für das eigene Wohlbefinden besser sein, den Kontakt zu beenden.
  5. Manipulation, emotionale Erpressung oder Narzissmus: Wenn die Eltern dazu neigen, ihre Kinder zu manipulieren oder emotional zu erpressen, um ihren eigenen Willen durchzusetzen, kann dies zu einer schädlichen Beziehung führen.

Es ist wichtig, dass du diese Entscheidung nicht leichtfertig triffst und mögliche Auswirkungen auf deine Gefühle und dein Leben sorgfältig abwägst. In einigen Fällen kann eine vorübergehende Distanzierung, eine Therapie oder Beratung helfen, die Beziehung zu verbessern oder mit den Emotionen umzugehen. Es kann auch hilfreich sein, Unterstützung von vertrauenswürdigen Freunden, Familienmitgliedern oder Fachleuten einzuholen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Eindrückliche Perspektiven: 

Gibt es Alternativen zum Kontaktabbruch?

Es gibt verschiedene alternative Ansätze zum Kontaktabbruch mit den Eltern, je nach den spezifischen Umständen und der Natur der Beziehung. Hier sind einige Alternativen, die in Erwägung gezogen werden können:

  • Nochmals: Grenzen setzen: Statt den Kontakt abzubrechen, setze klare Grenzen für die Art und Häufigkeit des Kontakts. Dies ermöglicht eine gewisse Distanz, während gleichzeitig eine begrenzte Verbindung aufrechterhalten wird.
  • Sofern möglich: Kommunikation verbessern: Versuche, die Kommunikation zu verbessern, indem du offen über deine Gefühle sprichst und versuchst, Missverständnisse zu klären. Manchmal können offene Gespräche zu einem besseren Verständnis führen.
  • Familientherapie: In Betracht ziehen, professionelle Hilfe in Form von Familientherapie in Anspruch zu nehmen. Ein Therapeut kann dazu beitragen, Kommunikationsmuster zu verbessern und Familienkonflikte zu bewältigen.
  • Zeit und Raum: Gewähre dir selbst und deinen Eltern Zeit und Raum, um über die Beziehung nachzudenken. Manchmal können Pausen dazu beitragen, dass sich die Emotionen beruhigen und beide Seiten in der Lage sind, die Dinge aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
  • Akzeptanz und Abstand: Akzeptiere, dass die Beziehung möglicherweise nicht perfekt ist, und schaffe gegebenenfalls einen gesunden emotionalen Abstand, um deine eigene Wohlbefinden zu schützen.

Alles schon probiert? Nichts hat funktioniert? Wie wäre es mit einer neuen Rolle?

Wenn du auf spielerische Weise mit deiner Mutter oder deinem Vater interagieren möchtest, könntest du in eine imaginäre Rolle schlüpfen, die dir dabei hilft, die Situation auf eine leichtere und humorvolle Art zu bewältigen. Diese spielerischen Ansätze haben den Vorteil, dass sie dazu beitragen können, dass du dich nach der Interaktion mit deinem Elternteil weniger belastet oder erschöpft fühlst. Im Folgenden findest du einige Ideen - nicht ganz einfach, aber anwendbar: 

  1. Der/die Bekannte (z.B. jemand aus der Nachbarschaft): Stelle dir vor, du interagierst mit deinem Elternteil, als wäre er/sie ein Bekannter aus der Nachbarschaft, den du kaum kennst oder mit dem du keine enge Verbindung hast. Diese Herangehensweise kann dazu beitragen, eine gewisse emotionale Distanz zu schaffen und die Interaktion auf eine sachlichere Ebene zu bringen, um mögliche Konflikte zu reduzieren.
  2. Die Geduldige Lehrperson: Stelle dir vor, du bist eine geduldige Lehrperson, die ihrem Schüler liebevoll erklärt, wie er sich besser verhalten kann. Verwende einen ruhigen und einfühlsamen Ton, um sie durch das Gespräch zu führen und ihnen zu helfen, sich zu beruhigen.
  3. Der Entertainer: Betrachte das Gespräch mit deinem Elternteil als eine Show, in der du der Entertainer bist. Versuche, sie mit lustigen Geschichten, Anekdoten oder Witzen zu unterhalten, um die Stimmung aufzulockern und sie abzulenken.
  4. Die Weise Ratgeberin: Schlüpfe in die Rolle einer weisen Ratgeberin, die ihrem Freund (deinem Elternteil) mit liebevollen Ratschlägen und Lebensweisheiten zur Seite steht. Verwende eine ruhige und besonnene Stimme, um ihnen zu helfen, sich zu beruhigen und klarer zu denken.
  5. Der Gelassene Zen-Meister: Stelle dir vor, du bist ein gelassener Zen-Meister, der seinem Schüler (deinem Elternteil) beibringt, wie man in schwierigen Situationen Ruhe und Gelassenheit bewahrt. Verwende beruhigende Worte und Atemtechniken, um sie durch das Gespräch zu führen und ihnen zu helfen, sich zu entspannen.
  6. Die Comedy-Partnerin: Betrachte das Gespräch mit deinem Elternteil als eine Comedy-Show, in der du und sie die Hauptdarsteller seid. Versuche, humorvolle Kommentare oder skurrile Situationen zu erzeugen, um die Spannung zu lösen und die Interaktion leichter zu machen.
  7. Der Detektiv des Guten: Sieh das Gespräch als eine Art Detektivarbeit, bei der du nach positiven Aspekten oder Anzeichen von Verbesserung suchst. Belohne sie mit Lob oder Anerkennung, wenn sie etwas Gutes sagt oder tut.
  8. Die Rollentausch-Komikerin: Schlüpfe in die Rolle des anderen und lass sie in deine Rolle schlüpfen. Parodiere spielerisch ihre oder seine Gewohnheiten oder Verhaltensweisen, um die Atmosphäre aufzulockern und die Spannung zu reduzieren.
  9. Der Emotions-Athlet: Betrachte das Gespräch als eine Art emotionales Workout, bei dem du verschiedene "Übungen" durchführst, um deine emotionale Stärke und Flexibilität zu verbessern. Zum Beispiel könntest du eine Minute lang positive Gedanken denken oder eine humorvolle Geschichte erzählen, um deine Stimmung zu heben.
  10. Der Dankbarkeits-Botschafter: Fokussiere dich darauf, dankbar zu sein für die positiven Aspekte der Beziehung, auch wenn sie herausfordernd sein kann. Teile während des Gesprächs Momente der Dankbarkeit oder Wertschätzung, um eine positive Atmosphäre zu schaffen.
  11. Die Achtsame Kommunikatorin: Übe während des Gesprächs Achtsamkeit, indem du dich auf den gegenwärtigen Moment konzentrierst und bewusst auf deine Worte und deine Atmung achtest. Vermeide Urteile oder Kritik und sei stattdessen offen für Empathie und Verständnis.

Indem du in eine solche imaginäre Rolle schlüpfst, kannst du die Interaktion mit deinem Elternteil auf spielerische Weise angehen und dich weniger von negativen Emotionen beeinflussen lassen. Es ist wichtig, dabei authentisch zu bleiben und die Rolle nur so lange zu spielen, wie es dir hilft, die Situation zu bewältigen.
Hauptsache, es geht dir damit besser.

Fazit

In der Vielfalt elterlicher Beziehungen wird klar, dass Liebe und Bindungen tiefgreifend und individuell sind. Jeder hat einzigartige Erfahrungen mit seinen Eltern gemacht. Durch Selbstreflexion, das Setzen von liebevollen Grenzen und die Suche nach Unterstützung kann eine tiefere Verbindung entstehen. Selbst wenn der Kontakt schwierig ist, bieten klare Kommunikation, professionelle Hilfe und emotionaler Abstand liebevolle Alternativen. Jeder verdient eine Beziehung, die das eigene Wohlbefinden fördert. In einem Akt der Selbstachtung und liebevollen Grenzsetzung können wir unsere eigene emotionale Gesundheit schützen. Abschliessend wird deutlich: Liebe zu den Eltern kann auf verschiedene Weisen existieren, und es ist wichtig, für sich selbst zu sorgen und die eigene Liebe zu finden.

Ich hoffe, ich konnte dir ein paar neue Ideen aufzeigen. Du bist nicht allein. Schäme dich nicht, wenn deine Beziehung zu deinen Eltern nicht gut ist.

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