Ich bin, also hasse ich? Von Entmenschlichung, Hass und Macht.
Was mich zu diesem Blog inspiriert hat, sind die vielen Hasskommentare, die ich zurzeit in den sozialen Medien mitbekomme.
Man spricht von CovIdioten, Queerdenkern, Schlafschafen, Impffanatikern und freut sich teilweise sogar, wenn auf der Gegenseite Todesopfer zu beklagen sind und man sich somit auch ein bisschen bestätigt fühlt.
Wen oder was hasst du? Warum hassen wir? Die SVP, die AfD, Linke oder Grüne? Köppel oder Thunberg? Velo- oder Autofahrer? Den Ex, Koriander, Ratten oder Spinnen? Rassisten? Gutmenschen? Die Auswahl ist gross. Wir lieben und wir hassen. Aber warum hassen wir eigentlich?
Doch was bedeutet Hass?
Bedeutungen variieren von „Feindseligkeit, Widerwillen, Abneigung“ (von althochdeutsch haz) über „seelische Verstimmung, Kummer, Hass“ (indogermanisch kad) bis zu „Hetze“ (neudeutsch). Hass ist ein intensives Gefühl der Abneigung und Feindseligkeit. Im Gegensatz zum Substantiv Hass (ursprünglich als Ausdruck für den stärksten Grad feindseliger Abneigung) hat das Verb hassen eine deutliche Bedeutungsabschwächung (etwa in Wendungen wie „Ich hasse Lauch“) erfahren.
Warum hassen wir überhaupt?
Schauen wir doch mal in die Natur. Im Fall von Hass dienen Schimpansen und Bonobos als nahverwandte Beispiele. Diese zwei Affenarten kann man auf den ersten Blick zwar kaum unterscheiden, doch in ihrem Verhalten sind sie wie Tag und Nacht. Und: Ihr Erbgut deckt sich zu 99 Prozent mit unserem. Auch diese herzigen Tierchen hassen. Macht das unseren Hass deswegen weniger schlimm? Oder können wir aus ihrem Verhalten lernen?
Aus Angst wird Wut, und aus Wut wird Hass. Dass Hass aus Wut entstehen kann, hast du bestimmt schon erlebt. Dass die Wut aus Angst oder Schmerz entsteht, sicherlich auch. Und dass Gefühle im Kopf entstehen, ist dir wahrscheinlich auch nicht ganz neu.
Man denke hier an den Teenager, der nicht zur Party darf, die Kleinen, die nicht ins Bett wollen, das Geschwister, das einem den letzten Keks wegnimmt und dabei schelmisch grinst. In diesen Situationen wird oftmals eine Art von Hassgefühlt. Und hier erkenne auch ich meinen «Hass» und habe ihn schon oft in Kinderaugen wahrgenommen. Hass als Ausgeburt der Angst
Dabei ist Angst ein sehr wichtiges Instrument, denn sie schützt uns idealerweise vor dem Tod und somit vor der Unfähigkeit, uns zu reproduzieren. Wir haben also bereits eine völlig instinktive Angst davor, dass andere mehr haben könnten als wir selbst und unsere Nachkommen. Wir haben aber auch Angst vor Schmerz und grosse Angst davor, etwas zu verlieren (Macht, Vermögen, Liebe), wir haben Angst vor Ungerechtigkeit und, und, und. All diese «Gefahren» könnten dich und deine Nachkommenschaft auslöschen. Und wer will das schon?
Gibt es begründete und weniger begründete Ängste?
Warum haben manche Männer Angst vor Frauen und Homosexuellen? Warum haben manche Frauen Angst vor schwachen Männern und anderen Frauen? Warum haben manche Kinder Angst vor ihren Schulkameraden oder ihren Eltern? Warum haben manche Menschen Angst vor harmlosen Spinnen und Mäusen oder sogar vor Katzen? All diese Fragen konnten wissenschaftlich relativ gut geklärt werden (siehe die entsprechenden Links).
Und was machen wir ‒ bewusst oder unbewusst ‒, wenn wir Angst vor Spinnen, Ratten, Kakerlaken und Mäusen haben? Wir töten sie, vielleicht angewidert, aber meist ohne schlechtes Gewissen, denn sie sind Ungeziefer*(und in diesem Moment haben sie ihr Recht auf ein Leben verwirkt!).
Zurück zu unseren tierischen Verwandten: Schimpansen sind männlich dominiert und Bonobo-Affen weiblich dominiert, und beide Arten leben in Gemeinschaften, genau wie wir Menschen. Das heisst, sie sind aufeinander angewiesen. Die einen leben friedlich, die anderen nicht so sehr. Dreimal darfst du raten, welche von den beiden Arten eher Kriege führt und welche in Frieden lebt, aber dafür umso mehr Sex hat. Es sind die männlich dominierten Schimpansen, die sich oft aggressiv verhalten. Sie töten Konkurrenten, entreissen fremden Schimpansen-Müttern ihre Babys und fressen diese auch mal bei lebendigem Leib auf. Auf andere Affenarten machen sie regelmässig Jagd. Sie rotten sogar andere Affenpopulationen in deren Territorien aus. Bonobo-Affen hingegen verhalten sich friedlich und geniessen den Sex und Zärtlichkeiten. Die Erklärung dafür, warum das so ist, ist so einleuchtend wie lehrreich: Bonobos sind weiblich dominiert..
Es ist wie bei uns ‒ haben wir genug, sind wir meist friedlich. Kommt aber ein Fremder oder eine Fremde und will uns etwas wegnehmen (auch wenn es nur in der Zeitung steht), dann ist fertig mit lustig. Video: 6 Min.
Auch Lemuren leben im Matriarchat und leben meist friedlich. Doch mir geht es nicht darum, das Patriarchat schlechtzureden, sondern darum, uns selbst besser zu verstehen. Die Natur und unser Hirn interessieren sich nämlich nicht für Gut oder Böse. Unser Hass-Gen ist also in uns angelegt und kommt zum Einsatz, wenn wir zu wenig von etwas haben – oder eben: wenn wir Angst bekommen, dass wir irgendwann weniger haben könnten. Die reichsten Mitbürgerinnen und Mitbürger versuchen immer, noch steuergünstiger zu wohnen, um ja nichts «zu verlieren». Die Angst, etwas zu verlieren, ist meist bedrohlicher als die reale Situation.
Zu keiner Zeit waren wir (in unseren Breiten- und Längengraden) reicher, gesünder und sicherer als in der heutigen Zeit, nie waren wir freier ‒ doch die Angst, dass man uns die Freiheit oder unser Geld wegnehmen könnte, kann uns zu hasserfüllten irrationalen "Affen" werden lassen. Man denke an die Zertifikatspflicht oder die Aufhebung der Zertifikatspflicht. Je nachdem, ob man dafür oder dagegen ist ‒ beides kann also ein Gräuel sein und Angst einjagen
Als weiteres Beispiel: Hat der "privilegierte, weisse und heterosexuelle Mann" tatsächlich Angst davor, dass seine Rasse aussterben oder "er" die Vorherrschaft verlieren könnte? Das gibt "ihm" das vermeintliche Recht, alle anderen (Frauen, Anderssexuelle, Ausländerinnen und Ausländer) zu unterdrücken. Er nimmt sich sogar das Recht, Inländerinnen und Inländer zu unterdrücken, egal ob in Kanada, in den USA, in Australien, Südamerika, Indien, überall. Das sind Verbrechen, deren Wunden vielleicht niemals heilen werden. Die Angst vor Ungerechtigkeit ist manchmal nur die Angst, Privilegien zu verlieren.
Warum sollten die Frauen kein Stimmrecht haben? Homosexuelle nicht heiraten dürfen? Ausländerinnen und Ausländer nicht abstimmen? Auch auf Facebook lese ich immer wieder Fragen wie: Ist es gerecht, dass ein Flüchtling mehr oder gleich viel Geld bekommt wie ein Rentner? – Geht es hier um Gerechtigkeit oder vielleicht doch um mehr? Auch der "Gerechtigkeitssinn" scheint genetisch zu sein. Siehe nächster Abschnitt
AUCH UNSERE TIERISCHENVERWANDTEN HASSEN DIE «UNGERECHTIGKEIT», WIE DIESER TEST HIER DEUTLICH ZEIGT.
Wer will schon etwas Fades, wenn er etwas Leckeres haben könnte? Man gab diesen Äffchen eine leichte Denkaufgabe. Zur Belohnung gab es für beide ein Stück Gurke. Das ich die beiden kannten und beide das Gleiche bekamen, war die Belohnung für beide eine grosse Motivation. Beide "Mitarbeiter" haben deshalb tollmitgemacht. Kapuzineraffen können jedoch wie wir Menschen eine gute Belohnung von einer schlechten unterscheiden. Sie reagieren sauer, wenn sie verarscht werden.
Als nämlich der eine plötzlich Trauben anstelle der Gurken bekam, war Schluss mit lustig. Das zeigt dieser Versuch von Frans de Waal von der Emory University.
Ist es also gerecht, dass es "Arme" im eigenen Land gibt, aber immer zuerst die Armen in anderen Ländern unterstützt werden? Wer" profitiert" von einer Ungerechtigkeit? Was ist moralisch korrekt und was nicht? Video 2 Min. 10
WAS WAR ZUERST DA, DIE MORAL ODER DER HASS?
Forschungsergebnisse lassen auf ein frühes „Moralgefühl“ bei Babys schliessen.
Man hat festgestellt, dass selbst Babys in der Lage sind, eine Handlung als richtig oder falsch zu beurteilen. Dies zeigen sie, wenn sie beobachten, ob jemandem geholfen oder geschadet wird. Allerdings basiert diese Entscheidung – anders als bei Erwachsenen – auf einem Bauchgefühl, da Babys das Bewusstsein für Moralvorstellungen noch fehlt. Wir Erwachsenen dagegen sind voreingenommen und behandeln Personen aus unserer eigenen Gruppe als moralisch bedeutsamer als andere.
Diese erhoffte Moralvorstellung, in der alle Menschen als eben bürtig gelten, ist nicht Teil unsere Evolution und leider auch in Babys nicht vorhanden. Vielmehr entwickelt sich unsere Moral erst durch unser Mitgefühl, durchunsere enorme Vorstellungskraft und durch die uns Menschen gegebene Fähigkeit zum rationalen Denken – sofern wir dieses auch nutzen. (Quelle: Jacobs Foundation)
So finden wir zum Beispiel auch Delfine schützenswerter als Aale und Quallen. Sind fasziniert von der Intelligenz eines Oktopus und verzehren ihn später genüsslich als Vorspeise.
Viel mehr entwickelt sie sich durch unser Mitgefühl, unsere Vorstellungskraft und die einzig uns Menschen gegebene Fähigkeit zum rationalen Denken.
Video: 2 Min.
SICH ÜBER ANDERE ZU STELLEN, FÜHLT SICH GUT AN, ODER NICHT?
Dopamin, das Hormon, das dich motiviert, zu essen und dich zu vermehren, wird auch dann ausgeschüttet, wenn du dich überlegen fühlst.
In praktisch jedem meiner Beiträge gehe ich auf dieses Hormon ein, denn wir können es heute nicht mehr ignorieren. Dopamin „macht“ uns handysüchtig, alkohol- und nikotinabhängig, lässt uns Chips statt Salat essen und faulenzen, statt Sport zu treiben. Und Dopamin wird auch dann ausgeschüttet, wenn wir uns jemandem überlegen fühlen. (Für mehr Infos empfehle ich dir die Studie auf PNAS March 12, 2013 110 (11) 4363-4367.)
Dann gibt es noch Oxytocin. Dieses Hormon fördert unter anderem die Bindungsfähigkeit und ist ein Schlüsselhormon beim Gebären eines Kindes. Es beeinflusst jedoch auch unseren Ethnozentrismus.
Ethnozentrismus ist die Tendenz, Angehörige der eigenen Ethnie oder Mitglieder der vertrauten Kultur, Gesellschaft, Familie oder Organisation höher zu werten als Aussenstehende und sich diesen überlegen zu fühlen. Er führt "zu einer Abgrenzung zwischen Gruppen, die Vorurteile, Fremdenangst und Gewalt zwischen den Mitgliedern verschiedener Gruppen fördert", so die Wissenschaftler. (Für mehr Infos siehe PNAS January 25, 2011 108 (4) 1262-1266).)
Wie im ersten Abschnitt bereits angesprochen: Wir töten, was wir hassen ‒ wenn wir es uns erlauben. Es ist nicht vorstellbar, dass wir unsere vermenschlichten Haustiere wie Katzen oder Hunde "ermorden" würden. Jeden Tag sehe ich in den sozialen Medien viel Mitleid für die armen Hündchen und Kätzchen. Bei Kühen ist es dann schon ein wenig anders ‒ und erst bei den Ratten, Spinnen, Mücken? Also bitte, irgendwo hört der Spass doch auf. Die sollte man doch alle jederzeit töten dürfen?
Unkraut, Ungeziefer, Herdenschutzhunde, Familienhunde oder eben auch entmenschlichte Menschen: Wir töten also, was wir hassen ‒ oder fürchten? Es kommt immer nur darauf an, ob wir etwas vermenschlichen oder entmenschlichen ‒ denn wir sind die Richter.
Doch wo fängt die Entmenschlichung an? In dem Moment, da wir den anderen einen Idioten finden? Was erlebst du bei Abstimmungen, Diskussionen, Erbstreit, Corona? Hören wir einander überhaupt noch zu?
Corona-Skeptiker sind Corona-Leugner? Menschen, die gegen Rassismus sind, Gutmenschen? Wann wurde der gute Mensch zu einem Untermensch?
VERSTEHST DU, WAS ENTMENSCHLICHUNG, HASS UND MACHT BEDEUTEN?
*In der Politik, aber auch am Stammtisch fallen leider gerne Sätze wie "Das sind doch keine Menschen mehr, das sind Tiere, Ungeziefer". Okay, und was macht man klassischerweise mit Ungeziefer? Genau: Man vernichtet es. Eines von leider sehr vielen schrecklichen Beispielen ist der Völkermord 1994 in Ruanda, bei dem Ruanderinnen und Ruander in nur drei Monaten 800'000 andere Ruanderinnen und Ruander abschlachteten.
In jenem Völkermord hat sich ein Konflikt entladen, dessen Ursprung auf die Kolonialisierung Ruandas durch Deutschland und Belgien zurückgeht. Vor der Kolonialisierung waren Hutu und Tutsi jahrhundertelang über Traditionen verbunden. Erst die von den Kolonialherren rassistisch begründete Ungleichbehandlung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen erzeugte eine Spaltung zwischen der «herrschenden» Tutsi-Minderheit und der unterdrückten Hutu-Mehrheit. Dies führte zu einer ungerechten Sozial- und Herrschaftsstruktur. Auch waren es erst die belgischen Kolonialherren, die Personalpapiere und damit die Unterscheidung zwischen Hutu, Tutsi und Twa einführten. Damit festigte sich die Wahrnehmung der einzelnen Mitglieder der Bevölkerung, einer bestimmten Bevölkerungsgruppe oder eben einer bestimmten Ethnie anzugehören, über die Jahrzehnte.
Ein wichtiges Kennzeichen der Anti-Tutsi-Propaganda war die Entmenschlichung der Tutsi. Die Propaganda bezeichnete sie als Kakerlaken, Schlangen, Gewürm, Stechmücken, Affen etc., die man ausmerzen müsse. Schliesslich zeichneten sich die verbalen Angriffe auf die Tutsi durch den Rückgriff auf die Sprache der Landwirtschaft aus. Die Hutu wurden aufgefordert, grosse Bäume und Buschwerk zu fällen ‒ auch hier waren Tutsi gemeint. Junge Triebe – gemeint waren Kinder – durften dabei keinesfalls geschont werden. (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)
Jetzt, während der Corona-Krise, haben wir die Schlafschafe, die Schwurbler, Systemgläubige, CovIdioten, Aluhüte – und wie sie alle heissen. Das ist eigentlich die klassische Entmenschlichung. So können wir ungehindert über sie herhassen.
Die Zeit heilt nicht alle Wunden, wie dieser Film über das Massaker von Srebrenica zeigt. Völkermorde wie 2014 an den Jesiden oder die aktuelle Situation in Myanmar zeigen: Gräueltaten sind eine Realität, vor der wir uns nicht verschliessen können. Auch jetzt schiessen mir die Tränen in die Augen, wenn ich darüber nachdenke.
Doch hört man sich die Aussagen der Kriegsverbrecher an, so geben sie sich immer wieder als unschuldige Opfer aus, die nur das Beste wollten. Das Beste? Für wen?
WER IST DAS "VERSEHRTERE"OPFER? DU ODER DER ANDERE?
Ein trauriges Beispiel für Opfer, die sich hassen, ist meiner Meinung nach auch der Nahostkonflikt. Wer hat denn wirklich Anrecht auf dieses Stück Erde: die Palästinenser oder die Juden? Natürlich beide ‒ es kommt immer darauf an, wen du fragst.
Beide Völker sind Opfer von Vertreibung ‒ aber wer ist das noch versehrtere Opfer? Ein scheinbar unlösbarer Konflikt.
Was ist, wenn wir Opfer von Mobbing werden? Es kann uns passieren, dass wir in unsere Opferrolle versinken und so lange darin verharren, bis wieder «Gerechtigkeit» hergestellt wird. Nur kann es leider auch passieren, dass dies nie geschieht und wir ein Leben lang ein Opfer bleiben.
Wie oft "lästerst" du selbst über andere? Tut es nicht gut, sich über andere zu stellen? Deshalb ist Assi-TV ein derart erfolgreiches Geschäftsmodell – auch hier lässt sich hervorragend sehr, sehr viel Geldverdienen. Das Unglück anderer kann uns glücklicher machen –wenn auch nur kurzfristig.
VÖLKERMORD DANK FACEBOOK?
FACEBOOK ALS KONFLIKTVERSCHÄRFER IN MYANMARS ROHINGYA-KRISE
Der Einfluss der «sozialen» Medien kann blutig sein: Facebooks Rolle in der Rohingya-Krise bietet Einblick in den Abgrund sozialer Medien und nötigt uns, Lösungen für das demokratische Miteinander zu finden – auch im Netz.
In Myanmar ist oder war Facebook quasi DAS Internet. Oft bereits auf Mobiltelefonen vorinstalliert, ist vielen Nutzern nicht bekannt, dass das soziale Netzwerk nur einen kleinen Teil des tatsächlichen Internets ausmacht. Und wie auch in anderen Ländern, ist der Hate Speech im Wachstum. Cybermobbing greift um sich und Desinformation gefährdet die Stabilität alter wie junger Demokratien weltweit.
Die mangelnde Medienerfahrung und die breite Nutzung Facebooks in Myanmar führt dazu, dass Hassreden und Fake News wenig hinterfragt und dafür schnell verbreitet werden. Die Abgrenzung von hochwertigen journalistischen Beiträgen fällt vielen schwer. Auch die Regierung nutzt primär Facebook-Beiträge als Kommunikationsmittel. Das Zusammenspiel von Facebook‘s Mediendominanz und der geringen Medienkompetenz der Nutzer haben haben verehrende Folgen.
Das Militär nutzt das Medium zur gezielten Verbreitung von Falschinformationen und hat die öffentliche Meinung damit massgeblich beeinflusst. Viele Bürger Myanmars sind nun festen Glaubens, dass die vom Militär als „Bengali“ bezeichneten Rohingya tatsächlich illegale Einwanderer sind und nicht seit mehreren Generationen im Land leben. Hinzu kommen Gruppen radikaler Buddhisten, die in gleicher Manier aggressiv gegen islamische Mitbürger und insbesondere die Rohingya vorgehen. Nationale und internationale Beobachter aus der Zivilgesellschaft bescheinigen Facebook daher eine maßgebliche Mitschuld an der Verschärfung der Rohingya-Krise durch die langwierige Bereitstellung seiner Plattform für diese Gruppen und die Duldung dieser Inhalte. Es stellt sich die Frage, ob die Katalysator-Wirkung Facebook's vermeidbar gewesen wäre, bzw. was wir für die Zukunft daraus lernen können. (Quelle: Friedrich Naumann Stiftung)
Benutzt auch du Facebook, um Hass zu verbreiten respektive um Hass zu vermeiden?
Oder schaust du weg, wenn du auf solche Themen stösst?
Vorsicht! ALS IRONIE GETARNTEHASSBOTSCHAFTEN
Auf so vielen Social-Media-Profilen findet man als Ironie getarnte Hassbotschaften.
Was will man wohl damit ausdrücken?
Was denkst du über das Thema Mohrenkopf? Lohnt es sich wirklich, etwas zu schützen, das jemand anderen verletzten könnte? Sind Hass und Rassismus lustig? Nein, aber … Es ist genau dieses ABER, das den Hass am Leben hält.
Die Lust an Überlegenheit scheint tief in unseren Genen verankert – und so auch unser Anstand und unsere Moral.
Hier ein paar Bilder, die man ohne Weiteres im Internet und in den sozialen Medien finden kann:
Hass oder Frieden? Wir haben die Wahl.
Hass kann töten. Jeden Tag. Es ist unsere Entscheidung, ob wir hassen wollen oder nicht.
Doch Hass "tötet" nicht nur Menschen und Tiere, er kann auch deine Lebensfreude vernichten.
Können wir Hass überwinden?
Wie würdest du dich fühlen, wenn jemand deinen Bruder oder deine Schwester tötet, nur weil er oder sie eine andere Hautfarbe hat? Ein Schwarzer wurde in seiner Wohnung (aus Versehen) von einer weissen Polizistin erschossen. Dafür ist die 31-jährige Amber Guyger zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Der Bruder des Opfers hat ihr mit einer rührenden Umarmung verziehen. Video 1 Min. 18
Wärst auch du fähig, in dieser Situation zu verzeihen?
Eine Abkehr von Hass ist möglich
Wir alle haben die Gabe, unser Gegenüber als Mitmenschen zu sehen. Was nicht bedeutet, dass wir alles tolerieren müssen.
Was kannst du tun, wenn du Hass überwinden willst
- Werde dir bewusst, wovor du Angst hast. Mache den ersten Schritt, und rede darüber.
- Frage dich, wieso du hasst? Ist es aus Angst - oder weil es sich einfach "gut anfühlt"? Hass kann helfen, den Schmerz nicht zu fühlen. Wer oder was ist oder war ungerecht? Reflektiere und rede darüber.
- Sei dir bewusst, dass dein Gehirn eine flexible Struktur hat; Hass kann überwunden werden.
- Akzeptiere das Gefühl von Hass. Jedes unterdrückte Gefühl erzeugt noch mehr Druck – und wie du jetzt weisst: Hass ist "natürlich". Aber lasse nicht zu, dass du (das Gefühl) davon dominiert wirst. Lenke dich, wenn nötig, auch mit positiven Dingen ab. Am einfachsten ist dies, indem du dich fragst, für was du alles dankbar bist (wenn das noch geht)!
- Versuche, den Menschen, den du hasst, zu einem Mitmenschen zu machen. Welche gemeinsamen Ziele und Wünsche habt ihr? Zum Beispiel Frieden, Liebe für die eigene Familie und Freunde. Oder Wohlstand? Wer oder was hat den Hass geschürt?
- Lerne, deinen Hass zu nutzen. Anstatt nur nach "Schuldigen" zu suchen, kannst du auch nach Ursachen suchen und deinen Beitrag zu einer Verbesserung der Umstände leisten.
- Recherchiere, was Hass mit dir macht. Hass vergiftet nicht nur deinen Geist, sondern auch deinen Körper.
- Meditiere. Es ist wissenschaftlich ganz klar bewiesen, dass Achtsamkeit dein Gehirn positiv beeinflussen kann.
- Übe dich in Mitgefühl. Mitgefühl zeigen ist lernbar. Hat dein Gegenüber nicht die gleichen Ängste, Sorgen, Freuden?
- Lerne zu vergeben. Das geht nicht immer ‒ auch das ist zu akzeptieren.
- Entscheide dich für die Freude. Erlebe, was passieren kann, wenn du aus deiner Komfortzone gehst und mit Fremden kommunizierst. Du wirst staunen, welche Glücksgefühle dabei ausgelöst werden können.
- Sprich dich gegen Hass aus. Organisiere dich, engagiere dich. Nutze dein Stimme ‒ vielleicht auch in sozialen Medien ‒, um wieder mehr Sachlichkeit in Diskussionen zu bringen.
- Achte auf deine Sprache. Entwickle ein Sprachbewusstsein. Achte auf deine eigene Sprache wie auch auf die Sprache der Medien. Achte auf die semantischen Reflexe.
- Finde Gemeinsamkeiten! Welche Werte hast du mit deinem Hassobjekt gemein? Gemeinsame Kinder, gemeinsamer Planet, gemeinsame Vorfahren? Gemeinsame Ziele?
- Sei dir bewusst, dass dein Unterbewusstsein Gefühle wie Missgunst, Neid und Hass steuern kann ‒ übernimm die Verantwortung für deine Gefühle.
- Wenn du merkst, dass du deinen Hass nicht kontrollieren kannst, sprich mit einem Spezialisten oder mit einer Spezialistin ‒ oder rufe zuerst ganz unverbindlich die Telefonnummer 143 an oder ein anderes Gratis-Sorgentelefon deinem Land.
- Bilde dir deine eigene Meinung, denn dies hier sind "nur" meine Recherchen. Was habe ich vergessen, was fehlt, was wäre zu ergänzen? Zwei und mehr Hirne sind meist besser als nur eines
Deine Erfahrungen, deine Meinung?