Welche Strategien helfen wirklich, um mehr Selbstbewusstsein, mehr Selbstvertrauen und mehr Selbstsicherheit zu bekommen.

Viele Menschen kontaktieren mich zu diesem Thema, aber warum?

Auch ich litt lange an Selbstzweifeln, Unsicherheit - und manchmal sogar unter Selbsthass.
Doch wenn ich "Selbstbewusstsein stärken" googelte, stiess ich auf Ratschläge, die mir persönlich nichts genützt haben. Tipps wie;

• lass dir Komplimente machen.
• nimm Kritik nicht persönlich.
• „Fake it till you make it“
• Brust raus, Kopf hoch.
• ...oder Selbstlob,
  brachten nur kurzfristige und oberflächliche Linderung. Denn selbst, wenn ich gelobt wurde, mich selber lobte, oder wie ein Gorilla durch die Gegend stapfte, diese tiefe Unsicherheit blieb. Schlimmer noch: Mein Bedürfnis nach Anerkennung wurde dadurch noch grösser - und gleichzeitig wuchs auch meine Unsicherheit.

Doch was ist eigentlich mit unserem Urvertrauen, das wir als Baby in den ersten Lebensmonaten entwickeln könn(t)en? Wenn wir Menschen in der Lage sind, dieses Ur-Vertrauen aufzubauen, aber auch verlieren können, dann muss es doch auch möglich sein, zu seinem Selbstvertrauen zurückzufinden und dieses zu stärken. Das ist jedenfalls meine Erfahrung und diese möchte ich mit dir teilen.
Oft meinen wir mit Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit das Gleiche, aber ich persönlich finde, dass sich diese Begriffe grundlegend unterscheiden. Also schauen wir doch genauer hin:

Selbstvertrauen

Heisst: Ich kann mir vertrauen. Oder ganz einfach: Ich verarsche und belüge mich eben nicht (auch noch selber)!
Hierbei wissen alle meine Klienten und Klientinnen: Für Vertrauen und eben auch Selbst-Vertrauen gibt es lern- und anwendbare Techniken, die jederzeit abgerufen werden können.

Wobei vertraust du dir? Und wo würdest du dir gerne selbst mehr vertrauen?

Selbstbewusstsein

Das Bewusstsein seines Selbst. Bedeutet: Ich weiss, wer oder was ich bin. Zum Beispiel in meinem Fall, ich bin ein Mann, Schweizer, Coach, Mensch, sterblich, weiss vieles nicht, bin Teil des Universums, bestehe zu 75% aus Wasser usw. Doch schlussendlich sind das ja auch nur Beschreibungen. Denn wir wissen aber nur, was wir wissen und natürlich wissen wir nicht, was wir alles NICHT über uns wissen. Du bist auf jeden Fall viel mehr als du denkst.

Also, was weisst du wirklich über dich?

Selbstsicherheit

Eigenschaft, sich seiner Kräfte und Fähigkeiten sicher zu sein. Ich weiss also, was ich kann oder auch was ich nicht (so gut) kann. Idealweise weiss ich auch, ob ich etwas optimieren will und auch wie ich es optimieren kann.

Befragt nach seiner Meinung meinte mein Freund Dr. phil. Roland Müller: «Selbstsicherheit hat aus meiner Erfahrung auch etwas mit «mit sich im Kontakt sein» zu tun. Dh trauen sich zu spüren, körperlich, emotional, mental und sich seines Gefühls mit sich selber sicher zu sein. In einem nächsten Schritt heisst das, zu wissen, was alles dieses Gefühl geprägt und ausgestaltet hat und schliesslich auch zu wissen, dass man(n) Fähigkeiten besitzt, dieses Grundgefühl als Erwachsener beeinflussen und ändern zu können».
Dem kann ich nur zustimmen.
Ich kann zum Beispiel schreiben, reden oder Fussball spielen, ein Team führen, etwas angehen, entscheiden, laufen, frei atmen, Fahrradfahren, Verantwortung übernehmen usw. Bist du der oder die Beste darin? Oder der oder die schlechteste dabei? Vergleichen bringt wenig. Die Frage ist nur:

Was kannst du? Was willst du können? Was würdest du gerne besser können? Und warum?

Selbstwert

Seinen Selbstwert erkennen heisst für mich in erster Linie, den Wert seines eigenen Lebens erkennen, also den Wert des Lebens an sich zu kennen. Die Alternative zu Leben ist was?
Du hast dich gegen ca. 20 – 60 Millionen Spermien durchgesetzt. Was machst du jetzt damit? Netflix and chill? Warum nicht.
Die Frage die du dir stellen darfst: Welche Relevanz hast du? Du bewirkst bereits Dinge, du kannst Dinge, du tust Dinge – ob du willst oder nicht. Was sind die Konsequenzen deines Handelns? Egal ob du den ganzen Tag im Bett rumliegst oder eine Rakete zum Mars baust. Du bist immer relevant und dein Handeln hat immer eine Auswirkung. Also entscheide, was du mit deinem Leben bewirken willst.
Und du hast natürlich deine eigenen Werte.

Welches sind deine Werte? Was willst du mit diesem Leben tun, bewirken, anstellen? Was willst du er-leben?

Jetzt aber zur Frage: Kann ich mein Selbstvertrauen wirklich stärken?

Die Antwort ist klar! Ja du kannst.

1. Meine Tipps für mehr Selbstvertrauen

Frage dich, in welchen Lebensbereichen machst du dir immer noch etwas vor? Oder, in welchen Bereichen kannst du dir zu 100% vertrauen. Und, wo lässt du dir von anderen noch etwas vormachen?

• Erledige, was du dir vornimmst. Hör auf zu prokrastinieren.
• Sei zuverlässig. Bei dir und anderen!
• Sag Nein und sag Stopp zu Sachen, die du nicht machen willst. Sag Ja zu Dingen, die dir Freude bereiten.
• Frag nach, wenn du etwas nicht verstehst. Oder was glaubst du, wie das die anderen machen?
• Bitte um Hilfe, wenn du etwas nicht kannst.
• Übernimm Verantwortung und suche die Schuld nicht zuerst bei anderen.
• Vertrau deinem Instinkt. Evolution ist schlussendlich etwas Reales, nicht?
• Sei dankbar. Statt dich ständig mit anderen zu vergleichen, schau was du bereits alles hast und kannst. Dankbarkeit ist und macht gesund.

Was du brauchst, ist Klarheit darüber, wo du dir noch etwas vormachst und entscheide, ob du das weiter machen willst oder nicht. So schaffst du Vertrauen zu dir selbst.

2. Mit diesen Strategien zu mehr Selbstbewusstsein

• Meditiere. Dann merkst du sofort, wo der Schuh drückt. Denn deine Probleme werden dir beim meditieren nur so um die Ohren fliegen.
• Fokussiere dich bewusst auf alles, was du tust? Von Zähneputzen bis Sex. Warum? Das stärkt deine bewusste Wahrnehmung und der schöne Nebeneffekt: Alles macht mehr Spass.
• Sei dir bewusst: Du weisst nicht, was du nicht weisst. Lass dir deine blinden Flecken aufdecken – dann bekommst du mehr Klarheit.
• Sei dir bewusst, dein Leben ist endlich. Finde heraus, was du wirklich willst und tue es.
• Sei dir bewusst, wir leben in einer unglaublichen fantastischen Zeit mit unfassbaren, schon fast zu vielen Möglichkeiten. Nimm dir dein Stück vom Kuchen*, jedoch bewusst, liebevoll und mitfühlend. *Es steht dir zu.
• Sei dir bewusst, du bist ein Mensch, also ein soziales Wesen. Du brauchst andere Menschen, die dich berühren, dich inspirieren, dich unterstützen, Anerkennung geben, die du berühren und die du inspirieren und die du unterstützen kannst, denen du Anerkennung geben willst. Finde und kreiere nährende, gesunde und liebevolle Beziehungen.
• Mach den gleichen Fehler nicht immer wieder. Ein- oder zweimal reichen. Sonst meint dein Hirn, dass dieser Fehler die richtige Strategie ist. Also, wisse, was du falsch und richtig machst. Der Richter hierbei bist du.
• Sei mutig und hole dir - wenn nötig - Hilfe von aussen, um die Programme in deinem Unterbewusstsein zu erkennen und zu verändern. Selbst-bewusst zu sein heisst auch, ich weiss, dass ich jetzt Support will, brauche und bekommen kann!

Alles, was du brauchst, ist Klarheit oder eben das Wissen darüber, was du tust, nicht tust oder warum du etwas tust oder eben nicht tust.

3. Mit diesen Tipps zu mehr Selbstsicherheit

• Stell dich deinen Ängsten. Nicht jede Angst ist begründet. Einige von uns haben Angst vor harmlosen Spinnen oder putzigen Mäusen und noch viel harmloseren Dingen. Sinnvoll? Beantworte das für dich selbst.
• Geh aus deiner Komfortzone. Du weisst doch selbst, wie geil sich das anfühlt, wenn man Mut bewiesen hat.
• Sag dir und anderen, was du wirklich mwillst. Und sag eben auch NEIN, wenn du nicht willst.
• Achte auf deinen Körper. Denn du entscheidest (idealerweise), wie du dich bewegen-, wie du in ihm und mit ihm leben willst. Achte aber auch darauf, was dein Körper von sich aus macht, denn dein Körper lügt nie. Und sei dir bewusst, dein Körper ist dir nur geliehen, gehört als nicht wirklich dir. Du hast ihn bekommen und du wirst ihn auch wieder abgeben müssen.
• Umgib dich mit Menschen, die dir guttun und die daran interessiert sind, dass es dir gut geht.
  Wenn zum Beispiel jemand über mich lacht, weiss ich, dass er oder sie (aus deren Sicht) sicherlich einen Grund hat. Auch wenn der Grund ziemlich bescheiden ist. Vielleicht kann ich mit-lachen, vielleicht nicht. Fühl in dich hinein und schau, was sich richtig anfühlt. Was hier wirksam sein kann ist, sich verletzlich zu zeigen (was nicht das gleiche ist, wie sich als Opfer hinzustellen). Ja, ich bin dick, ja ich bin schwul, ja ich habe etwas nicht richtig gemacht, ja ich mache Schribfeler... So what? Dafür bin ich wenigstens (aus meiner Sicht) kein Arschl…..
• Belohne dich auch mal. Falls DAS Richtige zu tun noch nicht Belohnung genug ist, belohne dich mit etwas, dass dein Leben noch lebenswerter macht. Der Körper merkt sich jeden Dopaminkick.
  Belohnung durch Alkohol? Zucker? Fettiges Essen? Nicht immer DIE beste Belohnung, oder? Aber hey, wer ist schon perfekt.

Was du brauchst, ist Klarheit über deine Ängste und wie du mit ihnen klarkommen kannst. Heisst: Sich zeigen, sich trauen, sich ausprobieren, sich abgrenzen, sich treu zu bleiben.

4. Mit diesen Strategien deinen Selbstwert stärken

• Selfcare! Tu mehr für dich und andere. Was sich gut anfühlt, fühlt sich gut an. So einfach ist das. Das kann ein Bad oder eine Runde Joggen sein. Erstell dir deine Bucket-Liste und fang an, diese abzuarbeiten. Warum nicht das Beste aus diesem Leben herausholen? 
• Versuche, deine Disziplin zu finden. Disziplin ist eben auch Selbstliebe und Selbstwert. Aus Disziplin entstehen Musik, Kunst, Muskeln, Architektur, Gärten, Filme und vieles mehr. Du siehst es jeden Tag überall. Es ist das ständige an etwas dranbleiben und die Routine, die wundervolle Resultate hervorbringen.
• Stehe zu deinen Werten.
• Tue das Richtige und nicht das Einfachste. So lebst du deine Werte.
• Dankbarkeit: Wenn du gegenüber allem was du bist und hast, echte Dankbarkeit feiern und fühlen kannst, realisierst du, wie wertvoll du bist. Einfach, weil du existierst. Es gibt nichts Wertvolleres.
• Tue nichts. Viele Menschen leben unter der Annahme, dass der Zugang zum Selbstwert über das Erbringen von Leistung gesichert werden kann. Tatsächlich ist es paradoxerweise aber so, dass Selbstwert entsteht, wenn wir unsere gesamte Persönlichkeit wertschätzen. Also auch die Aspekte, die im allgemeinen gesellschaftlichen Verständnis nicht als besonders wertvoll angesehen werden. Wenn du verstehst, dass du auch wertvoll bist, wenn du Netflix-schauend und chillend auf dem Sofa liegst, dann hast du einen stabilen Zugang zu deinem Selbstwert, so mein Freund, Psychologe Roman Kubli.

Also alles, was du brauchst, ist Klarheit darüber, was du wirklich willst.

Ausserdem

• Achte auf deine Gedanken. Nicht jeder deiner Gedanken ist nützlich und hilfreich.
• Verschwende deine Zeit nicht mit Generalisieren wie: «ist doch eh alles Scheisse…» hilft selten bis nie.
• Schwarz-weiss- oder Alles-oder-nichts-Denken bringt dich ebenfalls nicht weiter.
• Nutze deine Gefühle als Messwerte, denn es ist wie mit deinen Gedanken. Nicht jedes Gefühl ist langfristig nützlich und hilfreich. Geht es nur um einen kurzen Dopaminausstoss, willst du eventuell ein Gefühl mit einem anderen unterdrücken? Es wird dir wenig bringen, denn Gefühle wollen gefühlt werden.
  Wenn ich immer nur auf meine Gefühle hören würde, dann würde ich an manchen Morgen nicht aufstehen, nur Pommes und Pizza essen, Aperol Spritz trinken und Pornos schauen. Finde also heraus, was deine Gefühle dir mitteilen wollen und tue das Richtige.

Die Mischung aus Rationalität und Emotionalität macht es!

Also alles, was du brauchst, ist Klarheit darüber, was dir etwas bringt und was dir nichts bis wenig bringt. Du entscheidest dann, was du damit anfängst.

Lass das ganze erst einmal auf dich wirken. Vielleicht werden dir ein paar Dinge klarer. Und dann, stärke dein Selbstbewusstsein mit diesen oder anderen, vielleicht noch besseren Strategien. Fragen und Anmerkungen?