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Schwarz-Weiss-Denken unter dem Regenbogen – geht's noch?

Veröffentlicht am
22.10.2023
Coaching LGBTIQ Diskriminierung Trans Schwul Lesbisch Regenbogen

Jenseits der Vorurteile: Eine Perspektive auf Inklusion und Verantwortung in der LGBTQIA+ Community

Eine tiefere Perspektive auf Diskriminierung, Ausgrenzung und Verantwortungsbewusstsein.

Idee zum Text

Inspiration zu diesem Text kam im Jahr 2020 durch eine fesselnde Frage in einem Artikel des HAZ Magazins der Homosexuellen Arbeitsgruppe Zürich: "Ist es normal, andere herabzusetzen, abzuwerten oder sogar zu diskriminieren?"

Die Komplexität dieses Themas bietet genug Stoff für ganze Bücher. Mein Ziel ist es jedoch, mich auf eine prägnante Darstellung zu konzentrieren und neue Perspektiven zu eröffnen. In der theoretischen Welt sollte in unserem Land gemäss Artikel 8 der Bundesverfassung keine Diskriminierung existieren. Doch die Realität zeichnet ein anderes Bild, leider auch innerhalb der LGBTQIA+ Community, die sich für Toleranz einsetzt, aber intern auf Herausforderungen stösst.
Hier einige Gedanken zur Thematik der Diskriminierung in und ausserhalb dieser, unserer Gemeinschaft.

Diskriminierung ausser- und leider auch innerhalb der LGBTQIA+ Gemeinschaft

Opfer erzählen: 

Vorurteile, Minderheiten und umgekehrter Rassismus: Ein persönlicher Einblick

Als weisser Schweizer Mann werde ich nie erfahren, wie es ist, eine andere Herkunft, Hautfarbe oder ein anderes Geschlecht zu haben. Doch selbst in der Schweiz werde ich aufgrund meiner Herkunft gemobbt. Ein einfaches "je suis suisse allemand" reichte in der Romandie aus, um den Flirt zu beenden. Wenn ich mich heute als Schweizer oute, führt das zu Kommentaren wie: "Oh, du bist also unspontan, langweilig, (und einiges, dass ich lieber für mich behalte..) etc". Vorverurteilung und Beschämung sind allgegenwärtig, auch wenn meine Beispiele vergleichsweise harmlos sind.

Es scheint für viele Minderheiten völlig selbstverständlich zu sein, Spott oder negative Kommentare gegenüber Nicht-Minderheiten zu äussern.
Es wird auch offen verteidigt, dass Hass und Feindseligkeit gegenüber Weissen nicht als Rassismus betrachtet werden kann. Auch eine Perspektive. Aber ist das der richtige Weg?

Die Toleranzfordernden: Sind wir wirklich so inklusiv, wie wir es predigen?

Häufig entwickeln Menschen, die selbst Opfer von Ausgrenzung waren, bedauerlicherweise selbst diskriminierende Verhaltensweisen. Doch sollten wir uns fragen: Sind wir, die wir Toleranz und Inklusion predigen, tatsächlich so inklusiv, wie wir vorgeben zu sein? Oftmals eben nicht

Mögliche Ursachen von Diskriminierung. Sind (auch) unsere Hormone schuld?

Sie können uns beeinflussen – wenn wir es zulassen.

Dopamin, das Hormon, das uns motiviert zu essen und uns vermehren lässt, wird auch ausgeschüttet, wenn wir uns überlegen fühlen. Es ist ein Thema, dem ich in meinen Beiträgen oft begegne, denn wir können es nicht mehr ignorieren. Dopamin macht uns anfällig für Suchtverhalten, beeinflusst unsere Entscheidungen und wird aber auch ausgelöst, wenn wir uns anderen überlegen fühlen (siehe Studie in PNAS vom 12. März 2013, 110 (11) 4363-4367).

Ein weiteres wichtiges Hormon ist Oxytocin, das die Bindungsfähigkeit fördert und beim Gebären eines Kindes eine entscheidende Rolle spielt. Aber es beeinflusst auch unseren Ethnozentrismus. Ethnozentrismus führt zu Vorurteilen, Fremdenangst und Gewalt zwischen Mitgliedern verschiedener Gruppen.

Ethnozentrismus ist die Tendenz, Angehörige der eigenen Ethnie oder Mitglieder der vertrauten Kultur, Gesellschaft, Familie oder Organisation höher zu schätzen als Aussenstehende und sich diesen überlegen zu fühlen. Er führt "zu einer Abgrenzung zwischen Gruppen, die Vorurteile, Fremdenangst und Gewalt zwischen den Mitgliedern verschiedener Gruppenfördert", so die Wissenschaftler. PNAS January 25,2011 108 (4) 1262-1266).

Bindung und Zugehörigkeit fördern also auch Abgrenzung? Irgendwie logisch, oder?

Diskriminierung kann natürlich aus vielen weiteren Gründen entstehen, darunter:

  1. Vorurteile und Stereotypen: Vorgefasste Meinungen über eine Gruppe können zu Vorurteilen führen, die dann zu diskriminierendem Verhalten führen.
  2. Machtungleichgewicht: Bestimmte Gruppen könnten aufgrund von Machtverhältnissen oder Hierarchien diskriminiert werden, um die Machtposition einer anderen Gruppe zu erhalten oder zu verstärken.
  3. Soziale Normen: Gesellschaftliche Normen und kulturelle Werte können Diskriminierung fördern, indem sie bestimmte Verhaltensweisen oder Überzeugungen gegenüber bestimmten Gruppen legitimieren.
  4. Fehlende Bildung und Aufklärung: Unkenntnis und mangelnde Aufklärung über Diversität und Unterschiede zwischen Gruppen können zu Vorurteilen und Diskriminierung führen.

Wege zur Selbststärkung und Unterstützung in Zeiten der Diskriminierung innerhalb der LGBTQIA+ Community

  1. Denke daran, dass diese Person in erster Linie Angst (Hass kann oft aus Angst entstehen) empfindet und sich auf irgendeine Weise bedroht fühlt – berechtigt oder nicht.
    Es hat nichts mit dir persönlich zu tun, aber signalisiere ganz klar, dass eine Grenze überschritten wurde und dass dich die Aussage, Haltung oder das Verhalten verletzt.
  2. Zeige Mitgefühl, denn auch du hast oder hattest vielleicht Vorurteile. Sei ein Vorbild in Sachen Toleranz, aber lass dich nicht beleidigen. Mitgefühl bedeutet nicht, dass du keine Grenzen setzen kannst!
  3. Bei Verstoss gegen Artikel 8: Erstatte eine Anzeige.
  4. Finde Gemeinsamkeiten. Das Robbers-Cave-Experiment von Musafa Sherif zeigte, dass rivalisierende Gruppen zu Freunden werden können, wenn sie gemeinsame Ziele, Werte oder Moralvorstellungen finden.
  5. Beweise sammeln: Dokumentiere Vorfälle von Diskriminierung mit Datum, Zeit, Ort und Zeugen, falls vorhanden.
  6. Unterstützung suchen: Wende dich an Unterstützungsgruppen, Beratungsstellen, oder rechtliche Fachleute, um Rat und Hilfe zu erhalten.
  7. Rechtliche Schritte: Wenn es erforderlich ist, ziehe rechtliche Schritte in Betracht, z.B. durch Einreichen einer Beschwerde bei den zuständigen Behörden oder einem Anwalt.
  8. Selbstfürsorge: Achte auf deine eigene Gesundheit und dein Wohlbefinden. Diskriminierung kann belastend sein, also suche Unterstützung bei Freunden, Familie oder Beratern, um damit umzugehen.

Hier sind einige Unterstützungsgruppen und Organisationen

  1. Pink Cross - Verband der Schweizer LGBTIQ-Organisationen: Pink Cross
  2. LGBTIG+ Helpline
  3. LOS Schweiz - Lesbians of Switzerland: LOS Schweiz
  4. TGNS Transgender Network Switzerland: TGNS
  5. Milchjugend - Schwul-Lesbische Jugend Schweiz: Milchjugend
  6. Queeramnesty - Gruppe innerhalb von Amnesty International Schweiz: Queeramnesty
  7. Fachstelle Gender, Gleichstellung und Diskriminierungsschutz der Stadt Zürich: Fachstelle Gender, Gleichstellung und Diskriminierungsschutz
  8. Der Verein queerAltern fördert soziales Leben von alternden queeren Menschen: queerAltern

Ein bewusster Mensch kann entscheiden, ob er sich über andere stellen will oder nicht. Man wird nicht zu einem besseren Menschen, indem man sich negativ über andere äussert. Man wird zu einem besseren Menschen, indem man neugierig bleibt, an sich arbeitet und sich immer wieder hinterfragt. Mein Wunsch ist, dass jeder von uns für sein Denken und Fühlen zu 100 % Verantwortung übernimmt und somit ein Vorbild für andere wird – so kommen wir als Community weiter.

Fazit

Die Kraft der Veränderung liegt in jedem von uns" - Ein Aufruf zum Handeln und zur Übernahme von Verantwortung für unsere Gedanken und Handlungen, um eine inklusivere Community zu schaffen. Eine Zusammenfassung der Schlüsselpunkte und ein Appell an die Leser, aktiv zu werden und Veränderungen herbeizuführen.

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